Poems of Friedrich Hölderlin


 

Brot und Wein

 

9.

Ja! sie sagen mit Recht, er söhne den Tag mit der Nacht aus,
  Führe des Himmels Gestirn ewig hinunter, hinauf,
Allzeit froh, wie das Laub der immergrünenden Fichte,
  Das er liebt, und der Kranz, den er von Efeu gewählt,
Weil er bleibet und selbst die Spur der entflohenen Götter
  Götterlosen hinab unter das Finstere bringt.
Was der Alten Gesang von Kindern Gottes geweissagt,
  Siehe! wir sind es, wir; Frucht von Hesperien ists !
Wunderbar und genau ists als an Menschen erfüllet,
  Glaube, wer es geprüft! aber so vieles geschieht ,
Keines wirket, denn wir sind herzlos, Schatten, bis unser
  Vater Aether erkannt jeden und allen gehört.
Aber indessen kommt als Fackelschwinger des Höchsten
  Sohn, der Syrier, unter die Schatten herab.
Selige Weise sehns; ein Lächeln aus der gefangnen
  Seele leuchtet, dem Licht tauet ihr Auge noch auf.
Sanfter träumet und schläft in Armen der Erde der Titan,
  Selbst der neidische, selbst Cerberus trinket und schläft.

 

 

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